Chronifizierte, kontrahierte Muskeln sind in der gesamte Bandbreite physiotherpeutischen Arbeitens ein großes Problem. Sie sind direkte Auswirkungen der sensomotorischen Amnesie (SMA) und trotz mannigfaltige Dehn - und Faszien - Techniken sind ihnen kaum beizukommen. Der Grund liegt darin, dass die meisten therapeutischen Eingriffe direkt am Muskel erfolgen. Dabei wird immer der Einfluss des Gehirns auf den Muskel unterschlagen oder zuwenig in Betracht gezogen.

Es ist die große Leistung von Thomas Hanna, dass er den Zusammenhang der Kommunikation zwischen Muskel und Gehirn, und dem fortlaufenden Zusammenspiel zwischen sensorischer Information und motorischer Steuerung hergestellt hat. Wenn dieses Zusammenspiel gestört ist entsteht die SMA. 

Bei chronischen Muskelkontrakturen ist die Feedbackschleife zwischen dem sensomotorischen Kortex und dem Muskel unterbrochen. Unwillkürliche Reflexe niederer Gehirnschichten, ausgelöst durch Stress, Verletzungen, Körperfehlhaltungen oder langanhaltende Inaktivität überwiegen und veranlassen den Muskel dauerhaft anzuspannen.

Eine adäquate Therapie besteht nun darin, vor allem im Kontrollzentrum, dem Gehirn, gesunde und kreative Bewegungserfahrungen zu integrieren, um echte Bewegungsalternativen zu etablieren, die die Dominanz der oben beschriebenen Reflexe und der damit einhergehenden sensomotorischen Amnesie brechen.

Somatics und Somatic Education, von Thomas Hanna, nutzt die neurophysiologische Tatsache, das die Motorik des Körpers (also die Bewegungsabläufe) von der Sensorik (Körperwahrnehmung) massgeblich beeinflusst wird. Notwendig werden Bewegungen, die unser Gehirn mit gesunden und reichhaltigen Empfindungs - Impulsen stimulieren. Damit verbessert sich buchstäblich unsere Bewegungskompetenz.

Diesen Prozess nennt man sensorische Integration ehemals "vergessener Muskeln" und umfassende Wiederherstellung der Bewegungsfunktion. Dies führt  zur Auflösung der sensomotorischen Amnesie. Verletzungsbedingte (Trauma) Ausweichbewegungen und negative Körperhaltungen (Kompensationen) werden überflüssig.

Behandlung

Der Patient leidet unter einem allmählichen und unbewussten Kontrollverlust seiner Willkürmotorik. Da der Patient die betreffende Muskulatur nicht mehr adäquat spüren kann (Folgen der ausgeprägten SMA) ersetzt der Physiotherapeut die unwillkürliche Muskelanspannung durch entsprechende Kontraktionstechniken (Ausführen der Muskelfunktion). Der Patient kann dadurch Stück für Stück seine Verspannung lösen, da das Anspannungsmuster vom Therapeut "gehalten" wird. Das Anspannungsmuster, das der Patient in seinem Gehirn unwillkürlich in gewohnter Weise aktiviert, wird vom Therapeuten aktiv ersetzt und das Gehirn wird durch verstärkende Wahrnehmungen bei der Durchführung der Muskelfunktion mit gesunden, sensorischen Informationen versorgt.

Die Sensomotorische Rückkopplung zum Gehirn verbessert sich durch die therapeutische Hilfe allmählich und die Muskelfunktion wird wieder hergestellt. Dieser Prozess macht sogar Spass, denn man kann buchstäblich sehen wie alte Spannungsmuster sich auflösen und Schmerzen aus dem System herausrinnen.

Die Ursache des Leidens wird gelöst. Innerhalb kurzer Zeit - ohne Eingriffe von außen - können selbstkorrigierende, selbstheilende Transformationen ehemals gestörter Bewegungsabläufe und deren Missempfindungen stattfinden. Der Körper fühlt sich lebendiger, wärmer, leichter, dazugehöriger (integrierter) an. Die Atmung ist gelöster, die Bewegungen sind energiereicher, lustvoller und freier.



 

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